Ich glaube an den Schöpfer des…
Himmels und der Erden.
HERR, du erforschest mich und kennst mich.
Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es;
du verstehst meine Gedanken von ferne.
Ich gehe oder liege, so bist du um mich
und siehst alle meine Wege.
Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge,
das du, HERR, nicht alles wüsstest.
Von allen Seiten umgibst du mich
und hältst deine Hand über mir.
Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch,
ich kann sie nicht begreifen.
Wohin soll ich gehen vor deinem Geist,
und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht?
Führe ich gen Himmel, so bist du da;
bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da.
Nähme ich Flügel der Morgenröte
und bliebe am äußersten Meer,
so würde auch dort deine Hand mich führen
und deine Rechte mich halten.
Spräche ich: Finsternis möge mich decken
und Nacht statt Licht um mich sein –,
so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir,
und die Nacht leuchtete wie der Tag. Finsternis ist wie das Licht. Psalm 139,1-12
Liebe Gemeinde
Was ist der Himmel und wo ist Gott? Diese Fragen standen im April 1961 neu zur Debatte. Der erste Mensch, der russische Kosmonaut Juri Gagarin, wurde ins All geschossen.
Nach dem Flug sagte er – oder es wurde ihm in den Mund gelegt, denn er war orthodoxer Christ – auf die Frage, ob er Gott gesehen habe: Nein. Er habe gesucht und gesucht, ihn aber nicht gefunden. Danach machte folgender Witz die Runde:
Gagarin, der erste Mensch im Weltraum, wird nach seiner Rückkehr von Staats- und Parteichef Chruschtschow eingeladen. Man unterhält sich über dies und das; zuletzt schickt Chruschtschow die KGB-Agenten raus, vergewissert sich, dass die Vorhänge geschlossen und die Mikrofone abgeschaltet sind, und fragt dann: „Und Brüderchen, hast du da oben Gott gesehen?“ – „Ja, das habe ich.“ – „Oh, das dachte ich mir. Aber hier hast du 10.000 Dollar, und kein Mensch erfährt davon!“
Gagarin bekommt auch eine Privataudienz beim Papst. Am Ende schickt der Papst die Kardinäle raus und fragt: „Mein Sohn, hast du dort oben Gott gesehen?“ – „Nein, das habe ich nicht.“ – „Oh, das dachte ich mir. Aber hier hast du 10.000 Dollar, und kein Mensch erfährt davon!“
Gagarin wird von Präsident Kennedy eingeladen. Kennedy schickt niemanden raus, sondern fragt zwischendurch: „Hast du da oben Gott gesehen?“ – „Ja, das habe ich.“ – „Ah, interessant. Aber es ist mir letztlich egal: ich habe ebenso viele Theisten wie Atheisten unter meinen Wählern.“ – Juri überlegt kurz und antwortet geistesgegenwärtig: „SIE ist schwarz.“
https://www.programmwechsel.de/lustig/gott-gesehen-weltraum.html abgerufen 23.2.2020
Keine Angst: Gott ist auch ganz anders, als wir denken und ihn uns vorstellen können. Wie er ist, können wir jedoch an Jesus erkennen.
Gagarin konnte zum ersten mal auf unseren schönen blauen Planeten schauen. Bis dahin haben alle nur den Himmel und die Erde von unten gesehen. Die Erde war – und ist bis heute – der eigentliche Lebensort des Menschen. Unsere normale Lebenserfahrung geht von der Erde aus – z.B. der Sonnenauf- und untergang, obwohl die Sonne in Wirklichkeit nicht aufgeht, sondern die Erde sich nur um sich selbst dreht und mal der Sonne zugewandt, mal abgewandt ist. Das prägt auch die Sicht der Bibel und des Glaubensbekenntnisses.
Das Gleiche gilt auch in der Erfahrung des Himmels: Der Himmel ist der Ort des dem Menschen Unverfügbaren. Das gilt bis heute: Wir erleben gerade das dritte Sturmwochenende dieses Jahres. Am Wetter können wir (noch) nichts machen, es ist uns unverfügbar, hat aber starke Auswirkungen auf unser Leben. Ebenso auch die Sonne mit Tag und Nacht, der Mond mit Ebbe und Flut. Der Himmel bestimmt die Erde. Das ist die Erfahrungswelt der Menschen. Das gilt auch für den Himmel Gottes, die Art, wie Gott unser Leben bestimmt.
Aber ist das Weltbild der Bibel nicht längst überholt durch Raumfahrt und Wissenschaft? Atheisten und Materialisten verstehen nicht, das die Bibel schon lange eine noch ganz andere Sicht auf die Welt hat. Wir haben den Psalm 139 zusammen gesprochen. Darin denkt der Psalmbeter darüber nach, ob und wie man Gott entkommen könnte und spielt alle Möglichkeiten durch: Wo immer man auch sein mag – ob im Himmel, im Totenreich, mit Lichtgeschwindigkeit am Rande des Weltraums, in der totalen Finsternis – überall ist Gott gegenwärtig auf eine Weise, die nicht greifbar ist. „Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir.“ staunt der Beter. Gott ist unsichtbar überall da – auf seine besondere unsichtbare Weise. Wie der Himmel – uns unzugänglich, aber ganz nah, näher als unsere eigene Haut. Das nennt die Philosophie Transzendenz: unsere normale Erfahrungswelt übersteigend.
Was hat das für einen praktischen Mehrwert? In der am Aschermittwoch beginnenden Passionszeit folgen wir dem Weg von Jesus ans Kreuz. Dass Jesus diesen Weg ging, war kein unverhinderbares Verhängnis. Nein – er ging bewusst, freiwillig und aus Liebe zu den Menschen diesen Weg. Wie können wir den Weg mitgehen? Ein Text aus dem Kolosserbrief, bringt das zum Ausdruck:
1 Seid ihr nun mit Christus auferweckt, so sucht, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. 2 Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist. 3 Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott. 4 Wenn aber Christus, euer Leben, offenbar wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit ihm in Herrlichkeit.
Kolosserbrief 3,1-4
Wenn wir in der Passionszeit den Weg von Jesus bedenken, tun wir das nicht nur einfach in der Erinnerung an ihn. Denn: Christus ist nicht nur gekreuzigt worden, sondern auch auferstanden und in den Himmel gefahren. Und von dort ist er uns nahe. Er regiert vom Himmel herab. Das ist immer mitzudenken und mitzuvollziehen. Deshalb heißt es: Sucht Christus im Himmel, sucht den Himmel. Streckt euch nach dem aus, was oben ist und folgt Christus so. Der Himmel bestimmt uns auf der Erde. Christus regiert uns vom Himmel auf der Erde. Was damals mit Christus geschehen ist, sein Tod und seine Auferstehung, sind nicht einfach etwas in der Vergangenheit, sondern bestimmen unser Leben hier und heute (Vers 3). Wir sind mit Christus verbunden, der im Himmel ist. Und unser Glaubensleben ist verborgen mit ihm in Gott. Es ist real, aber unsichtbar.
Einmal wird die Verborgenheit aufgehoben – so als ob ein Vorhang zur Seite geschoben wird und wir dann die ganze Wirklichkeit sehen können: Christus wird für alle Menschen sichtbar sein als der, der er ist: der zur Rechten Gottes sitzt und vom Himmel regiert. Die ganze unsichtbare Welt Gottes wird sichtbar und offenbar werden. Und alle, die glauben auch. Es wird sichtbar werden, was wir schon jetzt im Verborgenen im Glauben sind: Gottes Kinder, versöhnte Menschen, Christen im wahren Sinne: zu Christus gehörende und mit ihm verbundene Leute. Dieses Sichtbarwerden wird etwas Wunderbares sein: Wir haben an seiner Herrlichkeit teil. Der Himmel wird über uns aufgehen, wir werden in den Himmel aufgehen. Endgültig.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.