Aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.
Predigttext: Eph 1,17-23
17 Der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, gebe euch den Geist der Weisheit und der Offenbarung, ihn zu erkennen. 18 Und er gebe euch erleuchtete Augen des Herzens, damit ihr erkennt, zu welcher Hoffnung ihr von ihm berufen seid, wie reich die Herrlichkeit seines Erbes für die Heiligen ist 19 und wie überschwänglich groß seine Kraft an uns ist, die wir glauben durch die Wirkung seiner mächtigen Stärke. 20 Mit ihr hat er an Christus gewirkt: Gott hat Christus von den Toten auferweckt und ihn eingesetzt zu seiner Rechten im Himmel 21 über alle Reiche, Gewalt, Macht, Herrschaft und jeden Namen, der angerufen wird, nicht allein in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen. 22 Und alles hat er unter seine Füße getan und hat ihn gesetzt der Gemeinde zum Haupt über alles, 23 welche sein Leib ist, nämlich die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt.
Was bedeutet Christi Himmelfahrt?
Ein Aspekt seiner Himmelfahrt ist allen Menschen zugänglich, nämlich: Jesus ist nicht mehr da! Jedenfalls nicht so, wie er es vorher war. Und für uns geht scheinbar alles so weiter, als wäre nichts gewesen – oder? So wie wir uns das ja sehnlich angesichts der Corona-Krise wünschen: Alles soll wieder ganz normal weiter gehen. Jesus war jedenfalls seit der Himmelfahrt auf Erden nicht mehr aufweisbar. Und alles ging normal in dieser Welt weiter, als wäre nichts gewesen! Oder?
Nein! Da war noch diese kleine, immer größer werdende Schar, die nicht zur normalen Tagesordnung übergehen wollte. Sie rechnete weiterhin mit Jesus – im Glauben. Anders konnte man nicht weiter mit Jesus rechnen. Dieser Glaube war und ist notwendig. Dieser Glaube verändert aber die Sicht auf Jesus total! Für diese neue Sicht müssen uns erst die Augen geöffnet werden, wie es im Epheserbrief – unserem Predigttext – heißt. (V. 17-19)
Und diese neue Sicht bekommt man nicht einfach durch Nachdenken. Nein, dafür muss uns Gott selbst durch seinen Geist die Augen öffnen. Um diese Sicht kann man nur beten, so wie für die unglaubliche Hoffnung, die sich uns damit erschließt. Diese einzigartige Hoffnung ist der große Unterschied zwischen Glaubenden und Nicht-Glaubenden, zwischen Christen und Nicht-Christen! Denn wir bekommen diese Hoffnung nur in Bezug zu Jesus, zu seiner Auferstehung und Himmelfahrt. Alles Andere ist nur ein schlechter Ersatz, sind nur Schein-Hoffnungen, nur ein schlechter Trost angesichts der brutalen Realität des Todes.
Worin aber besteht nun unsere Hoffnung? V. 20
Darin, dass wir Teil haben an dem was mit Christus geschah:
So wie Christus auferstanden ist, werden wir auferstehen, weil dieselbe Kraft an uns wie an Christus wirkt. Und so wie Christus zu Gott, seinem Vater im Himmel „gefahren“ ist, dürfen wir einmal zu Gott als unserem Vater gehen. Diese Gewissheit wird uns im Glauben an Jesus Christus geschenkt. Und dafür will Gott uns die Augen öffnen.
Aber es gibt noch mehr zu hoffen:
Wir dürfen wissen, wie die Geschichte Gottes mit seiner Welt ausgehen wird. Und wir haben Teil an dieser Geschichte, sind Teil seines Planes.
Wie ist das zu verstehen? V. 21-22a
Wir wissen, dass Christus seit seiner Himmelfahrt, seit seiner Rückkehr zum Vater zur Rechten Gottes sitzt. Das bedeutet, dass er an allem Teil hat, was Gott tut. Ihm ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden. Er sitzt zur Rechten Gottes an der Schaltstelle der Macht im ganzen Universum:
• Er bestimmt über Raum und Zeit, über die geltenden Naturgesetze, die Entwicklung des ganzen Universums steht unter seiner Herrschaft.
• Und er regiert über die Weltgeschichte: Die Mächtigen dieser Welt sind nur vorübergehende Machthaber innerhalb der Grenzen, die Jesus ihnen setzt.
• Und er regiert über die Kräfte der Natur im Großen wie im Kleinen: das Klima und seinen Wandel und die Viren und ihre Wirkung für uns Menschen.
In dem allen gilt aber: Die Herrschaft Christi zur Rechten Gottes geschieht verborgen: Keiner kann ihm in die Karten schauen. Sein Regieren ist nicht offensichtlich und auch nicht logisch nachvollziehbar. Wir denken 75 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges z.B. daran, warum das sogenannte Dritte Reich bis zuletzt so grausam handeln konnte, warum so viele umkommen mussten in den Konzentrationslagern, warum keines der vielen Attentate auf Hitler gelingen konnte und warum das sogenannte Tausendjährige Reich der Nationalsozialisten nach 12 Jahren dann so gründlich zu Ende ging und Deutschland in Schutt und Asche legte. Wir können Gott und Christus nicht in die Karten schauen. Dass er regiert, ist nur im Glauben zu fassen.
Aber das ist nur die eine, die verborgene Art, wie Christus regiert. Es gibt eine zweite Art, in der er präsent ist: V. 22b-23.
Er ist präsent in seinen Gläubigen, oder wie es das Glaubensbekenntnis sagt, in der Gemeinschaft seiner Heiligen, in seiner Gemeinde. Er erfüllt sie ganz durch seinen Geist. Das feiern wir kommenden Sonntag zu Pfingsten. Seine Gemeinde ist der Ort, wo auf Christus gehört wird, wo man ihm nachzufolgen sich bemüht. Durch seine Gemeinde wirkt Christus in dieser Welt. Dort wird das Evangelium von ihm verbreitet unter allen Völkern. Dort ist er nach seiner Zusage präsent in Wort und Sakrament. Hier lässt er sich finden.
Aber: Wird das Regieren Christi auf diesen beiden Arten ewig so weiter gehen? Nach dem biblischen Zeugnis und der Zusage von Jesus wird es einen Tag geben, an dem alles, was jetzt nur dem Glauben zugänglich ist, für alle Menschen offensichtlich werden wird. An dem Tag wird Christus sich allen Menschen aller Zeiten und Orte als der Herr, der Herrscher und Richter zeigen. Dann wird er diese Welt endgültig in Ordnung bringen: Er wird diese Welt richten mit Recht und Gerechtigkeit. Niemand wird sich vor ihm verstecken können. Jeder wird sich ihm verantworten, auch wer bisher seine Herrschaft nicht erkannte oder anerkannte. Nichts wird verborgen bleiben. Alles kommt zur Sprache. Alles muss sich seinem Urteil stellen. Auf diesen Tag, an dem Christus kommt, wartet seine Gemeinde seit seiner Himmelfahrt. Ein urchristlicher aramäischer Gebetsruf heißt: Maranatha: „Unser Herr, komm!“. Und die Bibel schließt (Offenbarung 22,20) mit dieser Zusage von Jesus: „Ja, ich komme bald.“ und mit der Bitte seiner Gemeinde: „Amen, komm, Herr Jesus!“ Die Gnade des Herrn Jesus sein mit allen!